
Ausmisten, da denken wohl die meisten Frauen an ihren Kleiderschrank. Oder die Zeitschriftenstapel auf dem Wohnzimmertisch.
Dabei gibt es so viele andere Bereiche, die oft jahrelang, was sag ich, ein Leben lang unangetastet bleiben. Die Bank zum Beispiel. Als junger Teenager sind meine Eltern damals mit mir in die Dorf-Filiale gegangen, wo man alle Mitarbeiter aus der Nachbarschaft kannte, und haben mein erstes Konto für mich eröffnet. Mit 18 wurde es dann umgewandelt in ein normales Giro-Konto. Das Firmenkonto habe ich selbstverständlich auch bei der gleichen Bank eröffnet. Man macht das eben so, oder?
Nach unzählihen Jahren dort nahm ich alles als gegeben hin. Post von denen? Ach, sicher nur Werbung für Altersvorsorge. Den Prospekt zur geplanten Einführung von Kontoführungsgebühren…ähm…den muss ich übersehen haben. Vielleicht sogar brav abgeheftet, aber gelesen was drin stand? – Nein.
Monate später erst viel mir auf, dass ich plötzlich knappe zehn Euro im Monat abrückte. Monatswechsel für Monatswechsel. Hm, okay. Aber wie kam es, dass das Giro-Konto noch mehr kostete als das andere…ah, wegen der Kreditkarte. Benutzte ich die überhaupt?
Zähneknirschend unternahm ich noch nichts. Bis dann auch noch das Online-Banking-Verfahren umgestellt werden sollte und man die Wahl bekam zwischen Pest und Cholera: Entweder 10 Cent pro SMS-TAN oder 12 Euro für ein Kästchen, von dem mir niemand sagen konnte, wie lange es aktuell bleiben würde. Die Welt sind 10 Cent oder 12 Euro natürlich nicht, aber jetzt ging’s mir ums Prinzip. Ich erzählte Herrn und Frau A. davon, wie sehr ich mich ärgerte, und lauschte mit großen Augen als die beiden erzählten, dass sie schon lange die Bank gewechselt hatten.
Die Bank wechseln! Das macht man doch nicht…oder doch? Mittlerweile habe ich es getan. Ich zahle keinen Cent mehr, genieße super Service und bin vollauf zufrieden. Die alten Konten lagen längst verödet rum. Es fehlte nur noch der Gang in die Filiale, um sie endgültig zu kündigen.
Ein wenig geschämt habe ich mich dann doch, als ich am Schalter stand und sagte: „Ich bin hier um meine Konten zu kündigen.“ Doch mit drei Karten weniger im Geldbeutel fühlt man sich plötzlich so viel leichter. Weil nicht immer alles, das schon immer so war, auch so bleiben muss. Schon gleich nicht, wenn man unzufrieden ist. Ach, Ausmisten ist in jedem Lebensbereich so ein befreiendes Gefühl.
Mehr zum Projekt 12 in 2012 erfährst du hier.
Alles Liebe,