Über ein Jahr habe ich mir jetzt ständig die eine Frage gestellt: Wer bin ich eigentlich? Und noch viel dringlicher die Fragen, die sich daran anschließen: Mag ich, wer ich bin? Bin ich mit meinen Eigenschaften und Eigenheiten zufrieden? Möchte ich etwas verändern und wenn ja, wie? Und die (zu dem Zeitpunkt für mich) wichtigste Frage von allen: Bin ich so, wie ich bin, überhaupt liebenswert für mich und für andere?
Vorweg genommen: Es war ein beschissenes Jahr! Von außen betrachtet, nein, da ganz und gar nicht. In meiner Familie ist alles in Ordnung, ich bin gesund, führe eine tolle Beziehung, habe einen guten Job und war so viel auf Reisen, wie noch nie zuvor. Aber innerlich…gnah.
Da nagten seit letzten Herbst diese vielen Zweifel an mir. Unerfüllte Wünsche, die zu noch mehr Selbstzweifeln führten. Das alles zu einem Gefühl der Einsamkeit, durch das ich mich emotional von fast all meinen Freunden distanzierte, was sich noch einmal verstärkernd auf die negative Gefühlslage auswirkte. Es war eine Abwärtsspirale begleitet von unendlicher Wut und quälenden Vorwürfen mir selbst gegenüber.
Nun habe ich das große Glück, dass ich sehr ehrlich mit mri selbst sein kann. Und es oft schaffe mich soweit von meinem Gefühlssumpf zu distanzieren, dass mir klar werden konnte: Ich brauche das jetzt. Sicherlich, das ist keine schöne Zeit, aber sie ist enorm wichtig für mich. Um Altes zu erkennen und dann auch mal hinter mir lassen zu können.
Wie ihr wisst, habe ich mich endlich öffentlich dem Thema Essen gestellt (Beitrag 1, Beitrag 2). Während ich zwar kaum noch blogge, weil ich das ungern tue, wenn mein Kopf nur voll negativer Gedanken ist, bin ich mittlerweile sehr aktiv auf mehreren Instagram-Kanälen (privater Account, japanliebe-Account, Account für mein Bullet Journal). Wer mir dort folgt, konnte beobachten, wie ich mich in Sachen Ernährung, Sport und Selbstbewusstsein angestrengt und weiterentwickelt habe. Tatsächlich war mir das ehrliche Microblogging auf Instagram eine tolle Hilfe dabei, wieder auf die Beine zu kommen.
Obwohl Kreativität und Ergebnisse produzieren so wichtig für mich sind, konnte ich mir irgendwann eingestehen, dass beides nicht immer geht. Nicht auf Knopfdruck, manchmal wochenlang nicht. Statt zu produzieren habe ich konsumiert. Vorwiegend Serien und Bücher. Ich glaube zusammenfassend muss man wirklich sagen, wenn ich nicht gerade auf Reisen war, saß ich in eine Decke gemummelt auf dem Sofa und habe mich berieseln lassen (außer wenn ich Sport gemacht habe; da hatte ich durch den andauernden Muskelkater und die Erschöpftheit das Gefühl, gar nichts anderes mehr zu machen, lach). Auch das konnte ich nach anfänglichem, innerlichen Sträuben als Teil des Heilungsprozzesses akzeptieren.
Noch nie in meinem Erwachsenenalter ging es mir so lange am Stück schlecht, aber auch noch nie war es so wichtig, durch dieses finstere Tal zu gehen. Denn wie lange soll ich mein Leben noch von alten Dämonen bestimmen lassen?
Oft habe ich mir gewünscht all das möge bitte etwas schneller vorangehen. Denn ich hatte mir selbst Weihnachten, Silverster und die ganzen kommenden Monate versaut. Aber so etwas braucht Zeit, und auch wenn man es in der Situation nicht hören oder glauben möchte: Heilung braucht ihre Zeit und kommt von alleine. Vor allem, wenn man etwas dazu tut, darauf hin arbeitet und ganz ehrlich mit sich ist.
Und so sitze ich heute hier, tipper endlich mal wieder einen Blogeintrag und habe vor, das nun auch wieder öfter zu tun. Versprechen kann ich nichts, schließlich kenne ich mich dafür zu gut *lach* Aber ich möchte damit ausdrücken, dass ein Blogeintrag immer ein gutes Zeichen ist. Dafür, dass ich im Reinen mit mir bin. Dass es Dinge gibt, die ich mit der Welt teilen möchte. Wichtige wie unwichtige. Nach wie vor gilt, dass ich ehrlicher sein will. Nicht ind em Sinn, dass ich vorher nicht die Wahrheit gesagt hätte, sondern dass ich auch Dinge ansprechen möchte, über die sonst vielleicht nicht so viele reden möchten.
Damit ihr wisst, ihr seid mit euren Problemen und Sorgen und schrägen Ideen und geekigen Hobbies nicht allein. Einsamkeit ist ein scheußliches Gefühl. Und meist völlig unnötig. Denn da draußen ist immer irgendwer, der uns versteht oder ähnliches durchlebt. We are all in this together!
Alles Liebe,
Oh, ich kann das (alles) sehr sehr gut nachvollziehen und finde dich schon ganz schön ehrlich, dass du darüber schreibst.
Immer wieder gibts bei mir Phasen, in denen ich mich abschotten will und muss. Nicht weil ich gerne einsam bin, sondern weil ich gern alleine bin und das brauche, um meine sozialen Akkus wieder aufzufüllen. Freunde und Familie verstehen das nicht immer.
Ebenso glaube ich, dass man nicht produzieren kann, wenn man nicht konsumiert. Irgendwoher muss man die Ideen ja auch nehmen.
Dass du jetzt wieder öfter bloggen willst, freut mich!
*Seufz*…wie alles andere muss es wohl auch solchePhasen geben, nicht wahr? Ich freue mich nur immer wieder, wenn du zu uns zurück kehrst und jedes Mal wirkst du ein bisschen, als ob die dich wieder ein Stückchen neu erfunden hättest. <3