Vorweg
Am 27. März hat sich mein Leben verändert, durch einen Film am ARTE Themenabend „Dürfen wir Tiere essen?“. Eigentlich schaue ich nie ARTE, man kann es schon fast Schicksal nennen, dass ich ausgerechnet an jenem Abend dort hängengeblieben bin.
Seitdem bin ich am zaudern. Soll ich über die Veränderungen in meinem Leben schreiben? Komme ich mit der Kritik klar, die unweigerlich auf einen niederprasselt? Manch einer hat das Gefühl ich wolle ihn missionieren. Das andere Extrem ist der Meinung ich mache noch viel zu wenig und sei inkonsequent.
Dabei möchte ich teilen, was mit mir passiert, auf welche Reise ich mich begeben habe und wie es mir damit ergeht. Wer mag, der kann jetzt anfangen einen Blick über meine Schulter zu werfen.
Neue Einblicke
Da sitze ich nun am 27. März und zappe durch die Kanäle und schalte mitten rein in eine Doku mit dem Namen Nie wieder Fleisch? Vielleicht sollte ich vorweg erklären, dass ich nie zu denen gehörte, die völlig entsetzt über den Gedanken war, dass ein Tier dafür getötet wird, dass ich Fleisch essen kann. Wie die Tiere dabei und davor behandelt werden ist ein anderes Thema, mit dem ich mich nie allzuweit auseinander gesetzt hatte (außer einmal durch Jamie Oliver, woraufhin es bei mir nur noch Bio-Eier gab; ich habe schon einmal davon berichtet). Aber darüber, was Fleischkonsum für weitere Konsequenzen für uns alle hat, war ich mir nicht im Klaren.
Der Zusammenhang zwischen Regenwaldzerstörung und Fleischverzehr
Ansatzweise hatte ich davon gehört, dass in Südamerika ein Großteil des Regenwaldes dafür abgeholzt wird, dass Soja angebaut werden kann. Und wisst ihr wo dieses Soja landet? In den Mägen der Rinder, Schweine und Hühner, die tagtäglich bei uns auf dem Teller landen. Laut PETA werden jährlich bis zu 2 Milliarden Tiere in Deutschland getötet (wir sind Fleischproduzent No. 1 in Europa). Ihr könnt euch vorstellen, dass 2 Mrd. eine Menge fressen.
Ich kann mich noch erinnern, dass ich als Kind immer Schulhefte mit Tigern, WWF-Logo und dem blauen Engel drauf hatte, guten Gewissens damit den Regenwald zu schützen. Wer hätte Gedacht, dass Schnitzel & Co. wesentlich schlimmer sind?!
Die Kühe furzen uns zu Tode
Wer hat diesen lustigen Spruch nicht schon gehört? Das Makabere ist, dass er sehr viel Wahrheit enthält. Kühe stoßen Methan aus, dass weitaus schlimmer fürs Klima ist als CO2. Jetzt ist das ja etwas ganz natürliches. Nicht natürlich ist wiederum die Menge an Kühen, die weltweit gezüchtet wird. Hier kann man ganz leicht ansetzen und zum Beispiel einen vegetarischen Tag pro Woche einführen. Damit wäre der Welt schon ein Stück weit geholfen.
Afrikas Wirtschaft
Steht da Afrika? Fängt sie jetzt mit den armen, hungernden Kindern an? *gähn*
Nein, ich rede davon, dass wir den afrikanischen Markt mit unseren Fleischresten überschwemmen. Der gemeine Deutsche mag an einem Hühnchen am liebsten die Brust. Der Rest wird tiefgefroren gen Süden verschippert und dort spottbillig an die hiesige Bevölkerung verschachert. Einheimische Hühnerzüchter haben keine Chance mit den Billigpreisen mitzuhalten. So wurde der lokale Hühnermarkt in Ghana bereits zerstört, als nächstes sind die Schweine dran.
Wie Schuppen von den Augen
Das war jetzt alles nur eine Kurzfassung und Ausschnitte aus eben jenem ARTE-Film, den ich allen nur ans Herz legen möchte. Wie bedröppelt saß ich vor der Mattscheibe und fragte mich, ob ich die letzten 28 Jahre mit einem Brett vorm Kopf durchs Leben gelaufen war. Geschämt habe ich mich, dass ich regelmäßig mein Fleisch abgepackt bei Aldi kaufe, obwohl ich vor Ort allerlei Alternativen hätte.
Eines war mir nach dem Film klar: Ob ich von nun an vegetarisch leben würde, musste sich erst zeigen. Aber koventionelles Fleisch kommt mir nicht mehr in die Tüte.
Das heißt überall außer Haus, wo ich keinen Einfluss auf die Fleischqualität habe, lebe ich vegetarisch. In meinen vier Wänden gibt es nur noch Fleisch und Wurst in Bio-Qualität, bei allem anderen soweit (finanziell) möglich auch.
Bio-Flexitarier könnte man das wohl nennen. Noch.
Mehr zum Projekt 12 in 2012 erfährst du hier.
Alles Liebe,