„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ – Ein Nachruf auf meine Oma

Ich wünsche mir sehr, dies wäre nicht der zweite Post in eineinhalb Jahren dieser Art. Aber ihr wisst wie das ist: irgendwas ist immer, und manchmal ist es besonders schlimm.

Letzten Donnerstag habe ich auch meine zweite Oma verloren. Nach 92 Jahren, davon zu viele krank im Heim und drei Tagen Kampf ist eine Frau gestorben, von der ich so viel in mir trage und deren Andenken ich Zeit meines Lebens in Ehren halten werden.

Eine Frau, die mir unter anderem ihre runde Gesichtsform und weiche Haut vererbt hat, und darüber hinaus noch viel wichtiger: ihre Stärke in Notzeiten und das Talent zur Handarbeit.

Häkelnd habe ich meine Oma in bewusster Erinnerung nie erlebt. Und doch ist meine Kindheit geprägt von selbstgemachten Decken und Puppenkleidern. Von den Geschichten wie sie auch in ärmsten Zeiten ihren fünf Kindern die schönsten Kleider nähte oder in der Adventszeit abends noch in der Küche saß, um heimlich Weihnachtsgeschenke zu fabrizieren.

Fleecedecke mit Granny Stripe Häkelrand umhäkelt

Ich habe nie gesehen, wie sie mit Nadel und Wolle aus dem nichts kuschlige Wunderwerke erschuf. Und doch war da immer dieser Drang in mir, häkeln zu lernen. Und kaum waren die ersten Stücke fertig hieß es plötzlich „Das hast du von deiner Oma.“

Auch das Zupacken und kühlen Kopf bewahren, wenn es wirklich darauf ankommt, das habe ich von ihr. Auch hier haben ihre Geschichten geholfen, die davon erzählten wie sie im Krieg alles verlor und doch eine neue Existenz aufgebaut hat.

Liebe Oma, „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ war einer deiner vielen Lieblingssprüche. Du warst mir ein Vorbild und hast mir in der Kindheit ein Gefühl der Geborgenheit gegeben. Du hast mir so wundervolle Talente vererbt und mir unendlich viel Liebe geschenkt. Danke!

Alles Liebe,